Georg Friedrich Händels „Siroe, Re di Persia“, HWV 24, erlebte am 17. Februar 1728 im Londoner King’s Theatre am Haymarket seine Uraufführung. Obwohl dem Komponisten mit Francesca Cuzzoni, Faustina Bordoni und Francesco Bernardi, genannt Senesino, hochkarätige und europaweit bekannte Gesangssolisten für nicht weniger als 17 Aufführungen in Folge zur Verfügung standen, war Händels Oper wegen der starken Konkurrenz der parallel in London präsentierten „Beggar’s Opera“ kein herausragender Publikumserfolg beschieden.
Das Libretto zu „Siroe“ geht auf Pietro Metastasio zurück und war seinerzeit sehr bekannt und beliebt, sodass Vertonungen des Stoffes, u. a. von Leonardo Vinci, Nicola Porpora oder Johann Adolph Hasse, überliefert sind. Den historischen Hintergrund, vor dem sich die Handlung der Oper entwickelt, bildet die im 7. Jahrhundert n. Chr. erzwungene Übergabe der Herrschaft des Perserkönigs Chosrau II. (Cosroe) an seinen Sohn Siroe, dem späteren Kavadh II. Das Libretto bietet mit seiner Fülle an Liebschaften, Intrigen und Missverständnissen eine sprichwörtlich großartige „Bühne“ für Händels Gesangsstars, denen er mitreißende Arien und Ensemble-Stücke anvertraute.
Unter Berücksichtigung zahlreicher handschriftlicher und gedruckter Quellen bietet die wissenschaftlich-kritische Edition neben der Uraufführungsfassung die Rekonstruktion einer gekürzten Fassung Händels im ersten Anhang. Offenbar traf Händel hier Vorbereitungen für eine Wiederaufnahme des Werkes, die jedoch nie zustande kam. Diese Fassung ist sowohl unter dokumentarischen als auch dramaturgischen Aspekten interessant, weil es Händel selbst war, der seine Oper – übrigens jene aus seinem Œuvre mit dem längsten Rezitativ-Anteil – deutlich kürzte. Der zweite Anhang enthält eine gekürzte Fassung der Arie „D’ogni amator la fede“, eine Frühfassung der berühmten Arie „Sgombra dall’anima“, sowie eine verzierte Fassung der Arie „Non vi piacque, ingiusti dei“. Diese, in Händels Opernschaffen selten überlieferten Verzierungen in der Gesangsstimme, sind zeitgenössisch und liefern wertvolle Hinweise auf den offenbar sehr differenzierten Vortrag der Opernarien durch Händels Sängerschaft.