von Gabriele Westhoff (19.12.2024)
Bis heute sind leider viele Lieder für Kinder im geraden 4/4-Takt ohne rhythmische Finessen komponiert. Und das ist wirklich schade, denn Kinder haben diesbezüglich keine Berührungsängste und singen mit Freude alles, was wir mit Begeisterung mit ihnen musizieren. Daher stellt Gabriele Westhoff, die Autorin des Liederbuches „Winter- und Faschingslieder“ aus dem Fidula-Verlag im folgenden Beitrag das Lied „Frau Holle schüttelt Kissen“ vor.
Allen Altersstufen von Eltern-Kind-Gruppe bis Grundschule macht das großen Spaß, es befähigt die Kinder nach fantasievollen, variantenreichen Wiederholungen mit Material, Instrumenten und Bewegung, das Lied zu singen, zu gestalten und die darin enthaltenen rhythmischen Herausforderungen (Hemiolen) exakt umzusetzen.
2. Frau Holle droben im Wolkenhaus
schüttelt und schüttelt die Kissen aus.
Die Federn fliegen im Winterwind,
Schneeflocken tanzen hinab geschwind.
Und kommt nun der Winter mit aller Macht,
machen wir flugs eine Schneeballschlacht.
Zum Lied von Frau Holle gibt es eine Einspielung vom „Ensemble Fiddletüüt“ – selbstverständlich auf Originalinstrumenten eingespielt - in einem Arrangement von Henner Diederich, zu der gesungen, musiziert und getanzt wird. Blockflöte, Gitarre, Kontrabass und Marimbaphon spielen ein 4-taktiges Vor- und Zwischenspiel und zwei Durchgänge des Liedes.
„Frau Holle schüttelt Kissen“ (Ensemble Fiddletüüt)
Aus: Gabriele Westhoff, „Winter- und Faschingslieder“
Bei unserem Lied über Frau Holle befinden sich Hemiolen in Takt 10 und 12/13. „Hemiolen“ sind rhythmische Akzentverschiebungen, bei denen die Schwerpunkte im Takt anders gesetzt werden als üblich, sodass der Eindruck eines kurzzeitigen Taktwechsels entsteht. Im 6/8-Takt werden in der Regel immer 3 Achtel zu einer Gruppe zusammengefasst, so dass sich eine Betonung auf der Takteins und Taktvier ergibt.
Zur Liedeinspielung macht die Lehrkraft stumm nur die Gesten (s.u.) vor. Beim zweiten Hören führen alle die Gesten gleich mit aus. Anschließend wird überlegt, welche Geschichte unsere Hände wohl erzählt haben. Erst danach stellt die Lehrkraft das Lied als Ganzes vor.
Besonders wirkungsvoll und winterlich ist es, wenn alle Kinder weiße Handschuhe tragen und damit die Gesten (s.o.) stumm zur Musik (alternativ zum gesungenen Lied) ausführen. Durch die Handschuhe kommen die verschiedenen Aktionen der Hände besonders gut zur Geltung. Der gedämpfte Klang beim Klatschen oder Patschen erinnert sehr an die Atmosphäre bei einem Winterspaziergang im hohen Schnee.
Frau Holle (die Lehrkraft) und alle Schneeflockenkinder befinden sich im Wolkenhaus (das kann ein großes Tuch sein, auf dem alle sitzen oder das Wolkenhaus wird mit einem Seilkreis angedeutet).
Die Kinder sitzen oder stehen im engen Kreis und schauen dabei, mit dem Rücken zur Kreismitte stehend, nach außen. Die Lehrkraft befindet sich innerhalb des Kreises. Nun singt die Lehrkraft das Lied und spielt immer auf zwei Kinderrücken parallel dazu. In Takt 1–8 klopft sie im Achtelmetrum mit den Fingerkuppen, in Takt 9–12/13 klopft sie weiter zu den Achteln mit den Fingerkuppen und patscht immer bei den Hemiolen mit der flachen Hand die drei Viertel auf dem Rücken. Bei weiteren Strophen achtet die Lehrkraft darauf, dass sie die Hemiolen am Ende bei allen Kindern mindestens einmal gespielt hat.
Die Kinder genießen das Spiel auf ihrem Rücken und die Zuwendung der Lehrkraft, lauschen konzentriert dem Lied und spüren so die Hemiolen besonders intensiv.
Die Kinder können dafür eine oder zwei Federn in Händen halten.
Takt 1 – 4
die Federn schütteln
Takt 5 – 8
die Federn sanft hin und her schwingen und von oben nach unten führen
Takt 10+12/13
zu den 3 Impulsen der Hemiolen mit den Federn „dirigieren“.
Am Ende der Strophe fliegen die Federn davon.
Alle Kinder stehen im engen Kreis* mit Blick zur Mitte und halten ein bis zwei Federn in Händen.
Vorspiel
Alle Federn werden dicht beieinander auf und ab bewegt. Am Ende gehen die Kinder rückwärts zurück, vergrößern damit den Kreis und öffnen ihn zum anschließenden freien Tanz.
Takt 1 – 8
freier Federtanz im Raum
Takt 9 – 12/13:
stehen bleiben und zu den Hemiolen dirigieren – am Ende der Strophe die Federn hoch durch die Luft fliegen lassen
Zwsp.:
die Federn wieder aufsammeln – der Tanz beginnt von vorn
Beim Tanzbeginn im engen Kreis können wir mit den Kindern sehr konzentriert und in freudiger Spannung und Ruhe gemeinsam auf die ersten Töne der Musik warten und den Tanz beginnen. Dadurch dass die Federn alle eng beieinander bewegt werden, hat man den Eindruck eines dichten Schneegestöbers. Wenn sich der Kreis dann langsam nach hinten vergrößert, löst sich die Spannung im anschließenden freien Tanz.
Ein weißes („Schneewolke“) oder blaues („Himmel“) Schwungtuch wird von allen so festgehalten, dass es ein wenig unter Spannung steht. Die Federn („Schneeflocken“) werden auf das Schwungtuch gelegt. Zum gesungenen Lied agieren die Kinder wie folgt:
Takt 1 – 8
im Kreis gehen und das Tuch so sanft bewegen, dass keine Feder herunter fliegt
Takt 9-12/13
stehenbleiben und das Tuch kräftig schütteln, bis alle Federn davongeflogen sind und die Strophe zu Ende gesungen ist – erst dann werden die Federn wieder eingesammelt und das Schneetreiben beginnt erneut.
Hierbei können die Kinder im ersten Teil ihre Impulskontrolle trainieren, denn natürlich warten alle sehr darauf, kräftig zu schütteln und die Federn in die Luft zu wirbeln. Ebenso spielt hier die Muskelkraftdosierung eine Rolle, wenn die Federn zunächst nur ein wenig bewegt werden sollen. Und die Kinder müssen als Gruppe gemeinsam agieren um die Federn einigermaßen mittig auf dem Tuch zu halten.
Die Hemiolen werden in der Bewegung mit dem Schwungtuch hier nicht explizit hervorgehoben, aber durch die häufigen Liedwiederholungen werden die Kinder immer vertrauter damit.
Takt 3 – 4 und 7 – 8
Die Rasseln werden freimetrisch geschüttelt
Takt 9 + 11
Diese Takte unbegleitet lassen, damit man die Hemiolen gut vorbereiten kann.
Takt 10+12/13
Im Viertelpuls mit der Rassel auf der Hand spielen.
Zur Musik wird mit den Rasseln wie oben mitgespielt – ganz bewusst ohne dazu zu singen. Beim Zwischenspiel wird im Puls der punktierten Viertel mit der Rassel auf den Beinen gespielt. Nun müssen die Kinder ohne Textunterstützung genau hören, an welcher Stelle die Rasseln geschüttelt und die Hemiolen mitgespielt werden.
Jüngere Kinder haben sicher Freude an dem folgenden Fingerspiel, das sie durch die vielen Textwiederholungen schnell zum Mitsprechen animiert.
Gabriele Westhoff
Fünf Schneeflocken hocken im Wolkennest,
der Wind, er pustet und schüttelt sie fest.
Die kleinste Flocke ruft: „Nein, oh nein!
Ich will gar nicht fliegen, lass das sein!“
Die zweite Flocke ruft: „Nein, oh nein!
Ich will gar nicht fliegen, lass das sein!“
Die dritte Flocke ruft: „Nein, oh nein!...“
Die vierte Flocke ruft: „Nein, oh nein!..“
Der fünften Flocke wird es zu dumm:
„Lasst mich hinaus, ich flieg jetzt herum!“
Das bringt auch die anderen Flocken auf Trab
sie wirbeln und tanzen zur Erde hinab
Fünf Schneeflocken hocken im Wolkennest,
der Wind, er pustet und schüttelt sie fest.
eine Faust zeigen, am Ende darauf pusten
Die kleinste Flocke ruft: „Nein, oh nein!
Ich will gar nicht fliegen, lass das sein!“
den kleinen Finger zeigen und wie alle folgenden Finger in der Position belassen, am Ende darauf pusten
Die zweite Flocke ruft: „Nein, oh nein!
Ich will gar nicht fliegen, lass das sein!“
den Ringfinger zeigen, am Ende pusten
Die dritte Flocke ruft: „Nein, oh nein!...“
den Mittelfinger zeigen, am Ende pusten
Die vierte Flocke ruft: „Nein, oh nein!..“
den Zeigefinger zeigen, am Ende pusten
Der fünften Flocke wird es zu dumm:
„Lasst mich hinaus, ich flieg jetzt herum!“
den Daumen zeigen, am Ende pusten
Das bringt auch die anderen Flocken auf Trab
sie wirbeln und tanzen zur Erde hinab
mit langsam zappelnden Fingern die tanzenden Schneeflocken zeigen
Aus: Gabriele Westhoff, „Makkaroni futschi dei“, Fidula
Auch mit weißen Chiffontüchern lässt sich zum Lied über Frau Holle nach ausgiebiger Explorationsphase ein schöner Tanz gestalten. Dazu hält jeder Tänzer und jede Tänzerin ein weißes Chiffontuch in Händen.
Alle Kinder stehen sich in einer Gasse gegenüber.
Vorspiel
abwarten und lauschen
1.+2.Str., Takt 1-4:
das Tuch an zwei benachbarten Ecken mit zwei Händen gespannt festhalten und schütteln
1.+2.Str., Takt 5-8:
beide Reihen gehen 4 Schritte zueinander, dann 4 Schritte rückwärts auseinander und alle schütteln das Tuch weiterhin dazu
1.Str., Takt 9-12:
das Tuch mit einer Hand festhalten und Drehungen am Platz ausführen
1.Str., Takt 9-12 Wdh.:
das Tuch 1-2 Mal hochwerfen und wieder auffangen
Zwsp.
mit 8 Schritten einen Platzwechsel mit dem gegenüber stehenden Tanzpartner ausführen, so dass jedes Kind schließlich am Platz des Partners steht
2.Str., Takt 9-12:
das Tuch mit einer Hand festhalten und Drehungen am Platz ausführen
2.Str., Takt 9-12 Wdh:
aus dem Tuch einen Schneeball formen und exakt auf der Takteins in Takt 12 weit von sich werfen
Die Kombination von Lied, Rhythmus, Material, Instrument, Fingerspiel, Bewegung und Tanz ergibt eine Fülle von Musizier-, Gestaltungs- und Spielideen, aus denen Sie für Ihre Gruppen einzelne Elemente auswählen, oder über mehrere Wochen eine ganze Unterrichtsreihe gestalten können. Entscheiden Sie, welche Aktionen für Ihre Gruppen gerade gut passen, ergänzen Sie aus Ihrem eigenen winterlichen Repertoire oder übertragen Sie einzelne Ideen auch auf andere Winterlieder – hier sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Mehr als 130 Lieder, Verse und Stimmgeschichten bilden den Winter mit all seinen Facetten (Schnee, Frost, Schlittenfahren, Winter ohne Schnee, im Ewigen Eis …) ab und berücksichtigen auch die närrische Faschingszeit in Lied und Tanz.
Die umfangreiche und vielfältig illustrierte Sammlung beinhaltet erneut altes und neues Liedgut für unterschiedliche Altersstufen in verschiedenen Ton- und Taktarten, Lieder aus anderen Ländern mit Texten in Originalsprache und singbaren Übersetzungen sowie Lieder mit leichter Zweistimmigkeit.
Zu jedem Lied finden sich umfassende praxiserprobte Anregungen, die fantasievolle und variantenreiche Liedgestaltungen mit Stimme, Gesten, Körperklängen, Instrumenten, Bewegung, Tänzen und einer Vielzahl an Materialien ermöglichen. Umfangreiche Register erleichtern die Arbeit mit dem Buch.
Für die beiliegende CD hat das Ensemble „Fiddletüüt“ unter Leitung von Anke Eilhardt wieder ausschließlich auf Originalinstrumenten 25 Lieder instrumental eingespielt, zu denen gesungen, getanzt, gelauscht und musiziert wird. Alle weiteren Lieder sind als mp3-Dateien im separaten Datenteil der CD zu finden. Sie erleichtern in der Unterrichtsvorbereitung die Erarbeitung der Melodien. Auch Kopier- und Malvorlagen, Fotos, Zeichnungen und Bastelanleitungen können von der CD zur Unterrichtsgestaltung direkt ausgedruckt werden.
Auch zu den weiteren Jahreszeiten sind bereits Liederbücher von der Autorin, ebenfalls mit umfassenden Gestaltungsideen, im Fidula-Verlag erschienen:
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