STREAM A LITTLE STREAM

Teil 1: Equipment für professionelles Streaming

von Jan Reinelt (23.06.2021)

Die Corona-Pandemie hat auch im musikalischen Bereich digitale Defizite gnadenlos offengelegt. Auch wenn jetzt vieles wieder live möglich ist – Streaming wird ein Thema bleiben, auch für Musiker und Musiklehrer. Der Pianist und Streaming-Experte Jan Reinelt teilt mit uns seine Erfahrungen in diesem Bereich. Im ersten Teil seines zweiteiligen Beitrags geht es um das richtige Equipment.

Jan Reinelt

Jan Reinelt studierte an der Hochschule für Musik in Würzburg Posaune und Jazz-Piano. Er ist Gründer von prostream, kreativer und professioneller Partner für jede Art von Live Streaming ...


Teil 2:

Los geht's mit dem Stream

Nicht erst seit Pandemiezeiten erfreut sich Livestreaming immer größerer Beliebtheit und hat mit seinen umfassenden Möglichkeiten die Musikbranche und somit auch den Online-Unterricht erreicht.

In diesem ersten Teil meines zweiteiligen Beitrags möchte ich euch mein persönliches Setup mit all seinen Komponenten vorstellen. Im zweiten Teil geht es dann um die Installation und Einrichtung bis hin zur ersten Onlinestunde mit optimiertem Audio und Video.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor ca. 14 Monaten eine E-Mail im Postfach hatte, in der stand, dass unsere Schülerschaft nun Onlineunterricht erhalten solle. Bei mir als technikaffinem Menschen sorgte die Nachricht nicht für einen wesentlichen Anstieg meines Pulses. Einfach ein Zoom-Meeting planen, den Meeting-Link an die Schüler verschicken und los geht’s mit der digitalen Klavierstunde. Für die ersten Male war das auch vollkommen ausreichend, doch merkte ich schnell, dass hier Optimierungsbedarf bestand.

Plattformen wie Zoom, Skype, Microsoft Teams etc. sind eigentlich für Meetings gedacht, in denen Menschen sich – halbwegs gut – sehen und vor allem miteinander reden können. Online-Musikstunden hatten die Programmierer logischerweise eher weniger auf dem Schirm, obwohl in den letzten Monaten mit diversen Updates im Hinblick auf die Audioqualität (z.B. den HiFi-Modus) einiges verbessert wurde.

Dennoch wollte ich meine digitalen Musikstunden auf ein Level heben, welches für meine Schüler zumindest klanglich und visuell dem Präsenzunterricht gleichkam oder diesen sogar noch durch Dinge wie z.B. verschiedene Kameraeinstellungen übertraf. Meinem kühnen Entschluss folgte eine knappe Woche Google-Recherche, die letztlich in der Anschaffung des Equipments mündete, das ich euch hier vorstellen werde. Da ich Pianist bin, habe ich auch mein Setup daraufhin ausgerichtet. Die Übertragung anderer Instrumente unterscheidet sich aber letztlich nur in der Art der Audioabnahme (z.B. bei akustischer Gitarre über ein gutes Mikrofon, anstatt wie bei mir direkt vom E-Piano ins Mischpult.)

Bild

Ich wollte die Möglichkeit haben, mich und mein Instrument aus verschiedenen Perspektiven (rechte Seite, linke Seite, von oben und Totale) abzubilden und zwischen diesen umschalten zu können.

Hierzu benötigt man einen ‚Live-Produktionsmischer‘ (unter Usern auch ‚Videoswitcher‘ genannt), wobei ich mich für den Blackmagic Design ATEM Mini entschieden habe. An dieses kleine Wunderding (238 x 35 x 104 mm) kann man bis zu vier verschiedene Bildquellen anschließen. Das können Digital-Kameras, ein Laptop (für Notendarstellung, hier kann man aber auch mit der Bildschirmfreigabe der Plattformen arbeiten), ein Tablet oder auch ein Smartphone (jeweils als günstigere Kameraalternative) sein.

Mit den großen Tasten (die mit 1 – 4 beschriftet sind) kann man zwischen den verschiedenen Bildquellen umschalten. Somit kommt neben der besseren Übersicht z.B. von Fingersätzen (bei einer Über-Kopf-Perspektive) auch Abwechslung in den Online-Unterricht.

Doch womit fangen wir die verschiedenen Perspektiven ein?

Wie schon oben beschrieben, ist das z.B. über ein Tablet oder Smartphone möglich, welche mit einem entsprechenden Adapter an den Videoswitcher angeschlossen werden können. Die eingebauten Kameras aktueller Tablets und Smartphones liefern schon wirklich sehr gute und hochaufgelöste Bilder.

Wer es noch ein wenig professioneller möchte, sollte sich eine Digitalkamera wie z.B. die Canon EOS M 200 anschaffen.

Diese fungiert in meinem Fall als Hauptkamera, Tablet und Smartphone zeigen weitere Perspektiven. Als vierte Bildquelle habe ich meine betagte, aber dennoch funktionsfähige GoPro HERO 3 Black angeschlossen.

Natürlich brauchen unsere Bildquellen auch Strom. Tablet und Smartphone schaffen die Unterrichtseinheiten eines Nachmittags locker mit einem voll geladenen Akku, die GoPro hänge ich direkt an das USB-Ladegerät und meine Canon wird mit einem sogenannten Akkudummy versorgt. Dieser ersetzt den eigentlichen Akku und versorgt die Kamera kontinuierlich mit Strom.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Switcher seinen Strom durch das beiliegende Netzteil bekommt.

Mit dem schon oben erwähnten Laptop (natürlich geht auch ein Mac oder PC) haben wir über eine Software Zugriff auf die Switchereinstellungen und können auch eventuelle Updates installieren. Noch wichtiger ist natürlich, dass wir über den Rechner unsere Ton- und Bildsignale raus in die Welt streamen. Somit ist dieser also unverzichtbar. Schick ist auch ein weiterer Monitor, um eine Ansicht der jeweiligen Bildquelle zu haben. Hier reicht ein sehr kleiner Bildschirm aus, ich verwende hier den Desview Mavo P5 Kamera Monitor (5,5 Zoll).

Um unsere Bildquellen mit dem Videoswitcher zu verbinden, benötigen wir die entsprechenden Kabel, Adapter und außerdem gegebenenfalls noch die passenden Stative. Welche das sind, findet ihr in dieser Equipmentliste.

Ton

Wie heißt es doch so schön: „Der Ton macht die Musik“. Und somit war es mir neben einem guten Bild noch wichtiger, dass der Sound meines E-Pianos nicht einfach durch das eingebaute Computermikrofon übertragen wird.

Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, via MIDI und Softwaresampler (wie zum Beispiel in der Sequenzer-Software Logic) den Computerton direkt an die Schüler zu schicken. Hier kann es aber zu Latenzproblemen kommen, was bedeutet, dass man eine Taste drückt, der Ton aber erst kurz danach erklingt. Für mich keine Option...

Und deshalb war es mir lieber, auch mein E-Piano und meine Stimme über den Blackmagic Switcher rauszusenden. Denn neben den Videoeingängen hat die Kiste auch zwei Eingänge für Audiosignale.

Entweder nutzt man diese beiden Eingänge für sein Instrumentensignal und ein Mikrofon, oder man geht auch hier den schickeren Weg und setzt noch ein kleines Mischpult dazwischen. Hierfür eignet sich zum Beispiel das Yamaha MG06 mit seinen zwei Kombieingängen und zwei weiteren Stereoeingängen.

Um das ganze klanglich abzurunden, habe ich mir noch ein Mikrofon für meine ‚Ansagen‘ gegönnt. Ein Allroundtalent, das sich auch für Gesang eignet, ist das Rode NT 1-A, im Bundle mit Spinne und Mikrofonständer.

An den separat regelbaren Kopfhörerausgang des Mixers schließen wir noch einen Kopfhörer an, damit wir uns selbst, das E-Piano (bzw. Gesang oder andere Instrumente) und gegebenenfalls unser Gegenüber gut und ausbalanciert hören. Ich schreibe hier bewusst ‚gegebenenfalls‘, da wir den Ton unserer Schüler auch in unser (eventuelles) Mischpult einspeisen.

Es geht natürlich auch ohne externes Pult, da die Softwareoberfläche des Switchers über ein kleines virtuelles Mischpult verfügt, mit dem man seine Audiopegel anpassen kann. Die Problematik ist hierbei der ‚Rückweg‘, also das Audiosignal des Gegenübers. Hört man dieses über die Computerlautsprecher ab, kann es zu einer Feedbackschleife kommen.

Genau wie bei den Bildquellen benötigen wir auch beim Audio ein paar Kabel, die alles miteinander verbinden. Auch diese kann man in der oben erwähnten Liste finden.

Abschließend sei gesagt, dass ich mich bewusst für keine Low-Budget-Lösung entschieden habe (bei diesem Setup kommt man je nach Bildquellen auf eine Summe zwischen 1500.- und 1800.- Euro), da man solche Anschaffungen und Optimierungen als Investition in seinen Online-Unterricht sehen sollte. Außerdem können viele der Komponenten auch in anderen musikalischen Bereichen, wie dem Erstellen von Tutorials oder reinen Audio-Aufnahmen genutzt werden.

Natürlich steht und fällt der ganze Streamingspaß mit der Internetbandbreite auf Sender- und Empfängerseite. Ohne eine stabile Verbindung – am besten über ein Netzwerkkabel direkt am Router – kommt keine flüssige Übertragung zustande und man hat im schlimmsten Fall sogar Abbrüche.

Im zweiten Teil verbinden wir das komplette Equipment miteinander und starten unsere erste Onlinestunde über Zoom.

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