Die weltweit geschätzte Organistin Ulrike Theresia Wegele spricht über Ihre beliebte Orgelschule mit Hand und Fuß, die in drei Bänden die Grundlagen bietet, um sämtliche Orgelliteratur zu erarbeiten. Erfahren Sie, wie vielseitig und spannend die Lehrbücher für Anfänger, Wiedereinsteiger und Autodidakten aufgebaut sind, warum es keine Einhörner, Ritter und Feen benötigt, um auch Kinder zum Orgel lernen zu begeistern und welche ganz persönlichen Beweggründe zu ihrem Lebenswerk geführt haben.
Ulrike Theresia Wegele zählt zu den führenden Organisten ihrer Generation. Sie lehrt in Graz und Eisenstadt und lebt in Wien, wo sie beim Verlag Doblinger ihre beliebte „Orgelschule mit Hand und Fuß“ veröffentlichte. Lesen Sie hier, wie ihr Weg zur Organistin am „Blut-Freitag“ seinen Anfang nahm, welchen Nervenkitzel ihre Aufnahmeprüfung darstellte und welche Noten ihr am Herzen liegen.
weiterlesenIch habe die Orgelschule mit Hand und Fuß geschrieben, da es meiner Meinung nach zuvor kein passendes Lehrwerk gab. Mein Orgelunterricht war geprägt vom Herumschleppen einer Vielzahl an Notenbänden, ein Stück aus diesem Band, ein Stück aus jenem Band, das wollte ich beenden. In der Orgelschule mit Hand und Fuß beginnen die Schülerinnen und Schüler auf Seite 1 und arbeiten sich Seite für Seite bis zum Ende von Band 3 durch.
Es sind keinerlei andere Materialien erforderlich, da es immer wieder leere Zeilen für Notizen gibt. Ein Aufgabenheft wird so ersetzt und kann auch nicht vergessen werden. Wichtig war mir, dass man das Instrument Orgel auch ohne Vorkenntnisse und ohne zunächst einige Jahre Klavier spielen zu müssen, erlernen kann und so wird in Band 1 der Notenlehre breiten Raum gegeben.
Ich selbst – wie sicher sehr viele Organistinnen und Organisten meiner Generation – musste mich als Kind durch die schon längst veraltete Kaller-Orgelschule quälen, dies bleibt der jetzigen und nachfolgenden Generationen erspart. Prägende Lehrwerke gibt es für mich keine, nachdem ich den ersten Band von Kaller absolviert hatte, wurde ich ausschließlich mit Literaturwerken ausgebildet, und das war sehr gut so. Mir ist aber bewusst, dass es unterschiedliche Ansätze im Unterricht gibt. Deshalb ist es gut, dass es jetzt ein so breites Spektrum an Unterrichtsmaterialien gibt und jeder das für sich passende wählen kann.
Es werden alle Disziplinen von Beginn an einbezogen: Musiklehre, Improvisation und das eigene kreative Schaffen werden durch die immer wieder stattfindende Einladung zum Schreiben kleiner Eigenkompositionen gefördert. Die große Bandbreite der Literaturauswahl wird sehr geschätzt, alle Epochen werden einbezogen. Von den frühesten Orgelstücken aus dem Robertsbridge Codex um 1330 bis hin zu zeitgenössischen Orgelwerken, die teils eigens für diese Orgelschule geschrieben wurden.
Es wird in dieser Orgelschule auch die unterschiedliche Artikulation im Sinne der historischen Aufführungspraxis erarbeitet, und Stilkenntnis und Registrierkunst auch für die französische, italienische und spanische Orgelmusik vermittelt. Am Ende von Band 3 hat man das Handwerkszeug, um wirklich sämtliche Orgelliteratur zu erarbeiten.
Die ergänzenden Spielbücher zu jedem Band, Lass die Pfeifen tanzen!, Zieh alle Register! und Pro organo pleno bieten einen so umfassenden Fundus an Orgelliteratur, dass die Lernenden alle bedeutenden Komponisten kennen gelernt haben werden. Auch Kammermusik ist für jedes Niveau in den einzelnen Bänden enthalten um die Möglichkeit des gemeinsamen Musizieren zu geben. Der letzte Band, das Pedalbuch Alles zu Fuß, enthält eine wirklich attraktive Zusammenstellung von Melodien aus bekannten Klavierstücken, Oratorien, Opern und Operette bis hin zu neuen Stücken aus Jazz und Swing die allen Schülern sehr viel Freude bereiten, und darüber hinaus eine ausgereifte Pedaltechnik garantieren.
Die Zielgruppe ist einfach zu definieren, diese Orgelschule ist für alle, die das Orgelspiel erlernen möchten. Sie ist für Kinder ab ca. acht Jahren geeignet, kommt aber ohne Detektive, Einhörner, Ritter und Feen aus, wie dies in der Rezension von üben & musizieren 1/2020 sehr lobend erwähnt wurde.
Meiner Meinung nach können auch Kinder bereits mit ganz klaren Angaben gut umgehen und benötigen in einem Lehrwerk keine ablenkenden Bilder. Meine Orgelschule bietet alle nötigen Informationen und Anweisungen und verzichtet auf unnötigen Schnickschnack, das fördert meiner Meinung nach die Konzentration auf das Wesentliche. Sie ist damit für Lernende jeglichen Alters geeignet und kann durch die ergänzenden Videos auch autodidaktisch eingesetzt werden.
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YouTube-Inhalte anzeigenBesonders inspiriert hat mich als Kind die Orgel von Joseph Gabler (erbaut 1737 – 1750) in der Basilika St. Martin in Weingarten / Württemberg). Deswegen habe ich dort auch meine erste CD aufgenommen. Das Cover meiner Orgelschule bildet den Prospekt dieser Orgel ab. (Mehr dazu und über den Wunsch, als Pädagogin zu arbeiten, lesen Sie im Porträt über Ulrike Wegele)
Die Inspiration zum Schreiben von Stücken sind meine Schüler und Schülerinnen und ihre Fähigkeiten und Vorlieben. Die Übungen und Stücke, die ich für die Orgelschule mit Hand und Fuß geschrieben habe, verfolgen rein pädagogische Zwecke. Etwa um die Grundkadenz zu erlernen, entstand die „Elegie“ a-Moll, um die Pedaltechnik auf freudvolle Art und Weise zu verbessern, der „Pedalwalzer“ G-Dur, etc. Auch das sehr beliebte und viel aufgeführte Stück „Pierrot“ aus der Orgelschule Band 1 entstand 2011, als ich für eine damalige Schülerin kein passendes zeitgenössisches Stück für einen Jugendwettbewerb gefunden habe.
Sie unterscheidet sich sicher durch all das Genannte von anderen am Markt erhältlichen Lehrwerken. Ich persönlich mag keine Orgelschulen, bei denen man zuerst seitenlange Einführungstexte lesen muss, bevor man überhaupt einen Ton spielen darf, oder man ständig im Buch, oder noch schlimmer, innerhalb der Bände hin- und herspringen muss. Ich hätte mir selbst als Anfängerin exakt diese Orgelschule gewünscht. Es gibt auch Orgelschulen, die mit Informationen überfrachtet sind, die einen ob ihrer schrillen Aufmachung fast erschlagen.
Die Orgelschule mit Hand und Fuß ist im Layout bewusst schlicht gehalten, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, das Erlernen des schönsten Instruments, das es gibt. Der bekannte Wiener Organist Peter Planyavsky hat über die Orgelschule geschrieben: „Diese Orgelschule ist spannend! Mit dieser zunächst einmal platten Aussage will ich sagen: man ist immer wieder neugierig auf die nächste Seite, auf den nächsten Schritt, auf das nächste Thema.“ Dies macht es für die Lernenden attraktiv und abwechslungsreich.
Die Pedalklaviatur zum Üben habe ich im Frühling 2020 gemeinsam mit einem Orgelbaumeister entworfen. Ich wollte eine niederschwellige Möglichkeit schaffen, sodass Organistinnen und Organisten, die nur selten Gelegenheit haben, auf einer Orgel zu üben, bequem die Koordination von Händen und Füssen zuhause erarbeiten können. Dieser dünne Teppich aus PVC lässt sich bequem unter jedes Piano oder Keyboard legen, und so kann auch im Winter, wenn es in den Kirchen sehr kalt ist, das Nötigste erarbeitet werden.
Pedalklaviatur zum Üben bei Stretta
Die Veröffentlichung meiner Orgelschule mit Hand und Fuß sehe ich als logische Konsequenz meiner jahrzehntelangen Unterrichtstätigkeit, sie ist quasi die Summe meiner Arbeit und mein pädagogisches Vermächtnis. Die erste Präsentation hat dann auch passenderweise am Institut Oberschützen der Kunstuniversität Graz stattgefunden, wo ich seit nunmehr 32 Jahren unterrichte. Gefeiert wurde dies im Familienkreis, da meine Familie mir eine große Stütze war und ist. Die Orgelschule mit Hand und Fuß habe ich all meinen Schülern und Studierenden gewidmet.
Redakteur: Florian Boberski
Homepage: https://wegele.at/
Ulrike Theresia Wegele zählt zu den führenden Organisten ihrer Generation. Sie lehrt in Graz und Eisenstadt und lebt in Wien, wo sie beim Verlag Doblinger ihre beliebte Orgelschule mit Hand und Fuß veröffentlichte.
Hier erfahren Sie mehr über Ulrike Wegele – Die renommierte Organistin und Lehrbuch-Autorin im Porträt.
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