Gedanken zu Europa

„Unity“ – Das Reinhold Friedrich Brass Quintett

von Kristin Thielemann (31.12.2024)

Das Reinhold Friedrich Brass Quintett hat mit seiner Debüt-CD „Unity“ ein beeindruckendes Zeugnis europäischer Musikkultur und Zusammenarbeit vorgelegt und sendet die Botschaft des europäischen Gedankens in die Welt.

Erschienen im Fachmagazin für Blasmusik „brawoo“, Ausgabe 9/24.

Das Reinhold Friedrich Brass Quintett (Foto: Michael Hornung)

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Brawoo Ausgabe 12/2024

Bestehend aus fünf der weltweit besten Blechbläser, verkörpert das Reinhold Friedrich Brass Quintett nicht nur höchste musikalische Exzellenz, sondern auch den europäischen Gedanken: Der Trompeter Reinhold Friedrich, als Ausnahmesolist und Namensgeber des Ensembles, hat für dieses Projekt renommierte Musiker aus verschiedenen Ländern Europas versammelt.

Der aus Belgien stammende Trompetensolist Jeroen Berwaerts ist in allen Stilrichtungen von Barock über zeitgenössische Musik zu Hause. Er war Solo-Trompeter des NDR-Sinfonieorchesters (heute Elbphilharmonieorchester) und ist neben seinen solistischen Verpflichtungen seit 2008 zudem als Professor für Trompete an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover erfolgreich. Erst im Juni 2024 machte er mit der Einspielung des für ihn komponierten Trompetenkonzerts „Im Nebel“ von Toshio Hosokawa beim Label Naxos auf sich aufmerksam.

Der im britischen York geborene Posaunist Ian Bousfield war unter anderem Solo-Posaunist des London Symphony Orchestras und der Wiener Philharmoniker. Er ist Autor des Buchs „Unlocking the Trombone Code“, Podcaster und komplettiert sein musikalisches Schaffen als Professor, dessen ehemalige Studierende heute zur posaunistischen Elite Europas gehören.

Der dänische Hornist Lasse Mauritzen, von der dänischen Königin Margarethe II. zum Ritter des Dannebrog-Ordens geschlagen und der zunächst zweiter Solohornist im Royal Danish Orchestras war, ist mittlerweile Solo-Hornist des Dänischen Rundfunks Kopenhagen (DRSO) und lehrt zudem erfolgreich an der Königlichen Dänischen Musikakademie in Kopenhagen.

Das klangliche Fundament bildet der norwegische Tubist Thomas Røisland, zunächst Solotubist im Norwegischen Radio Orchester, seit zehn Jahren in gleicher Position im Danish National Symphony Orchestra tätig und gefragter Musiker europäischer Top-Orchester wie dem Lucerne Festival Orchester, bei den Berliner Philharmonikern und dem Mahler Chamber Orchestra.

The Ian Bousfield Experience

Im Podcast The Ian Bousfield Experience teilt der renommierte Posaunist seinen Erfahrungsschatz aus seiner musikalischen Karriere. Das Publikum kann sich auf Episoden aus der Serie „What I Learned From...“ Interviews mit Pädagogik-Experten und anderen erstklassigen Posaunisten, wie beispielsweise Christian Lindberg, Q&A-Sessions sowie Highlights aus Meisterkursen freuen.

Reichtum der europäischen Kultur

Auf „Unity“ spiegelt sich die musikalische Vielfalt und der Reichtum der europäischen Kultur zudem auch musikalisch wider: Klassiker der europäischen Musikgeschichte treffen auf moderne Kompositionen und so innovative wie pfiffige Arrangements. Aus der Welt des Barock von Jean-Philippe Rameau, Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi über den Romantiker Victor Ewald bis hin zu extrem hörenswerten Werken des 21. von Witold Lutosławski und Malcolm Arnold zeigt das Reinhold Friedrich Brass Quintett auf dieser CD eine beeindruckende Bandbreite und kammermusikalisches Spiel auf Weltklasseniveau. Wie in einer guten Demokratie oder beim viel gerühmten, aber leider nicht immer gelebten europäischen Gedanken spürt man beim Hören dieser Werke, dass es den Musikern da­rum geht, eine Einheit im Spiel zu demonstrieren und ihr Können einzig und allein in den Dienst der Musik selbst zu stellen. Diese Synergie und die gegenseitige Wertschätzung sind in jedem Track spürbar und verleihen der Musik eine besondere Magie.

Vor lauter kompositorisch-musikalischen Hochkarätern fällt es nicht leicht, einen Höhepunkt unter den eingespielten Werken auszumachen. Doch das Arrangement der gut elfminütigen Triosonate „La Folia“ mit seinen vielen innig-­intensiven Momenten des italienischen Barockkomponisten Antonio Vivaldi ist nicht nur Kammermusikspiel von allerhöchster Qualität, sondern auch interpretatorisch extrem berührend!

Reinhold Friedrich Brass Quintett

Zusätzlich zur musikalischen Darbietung bietet das Reinhold Friedrich Brass Quintett eine besondere Möglichkeit, seine Musiker näher kennenzulernen: Über das Booklet verlinkt sind auf YouTube kurze und teils sehr persönliche Video-Interviews mit Jeroen Baerwarts, Lasse Mauritzen, Ian Bousfield und Thomas Røisland verfügbar, in denen die Musiker über „Unity“ und das Zusammenwachsen als Quintett sprechen. Zwar ist bisher noch kein Video-Interview des Weltklasse-Solisten selbst darunter, aber möglicherweise ist er für BRAWOO wieder einmal zu einem Künstlerinterview bereit oder spricht über seine Übetipps, wie wir es bereits in Ausgabe 9/2022 von BRAWOO hatten! Es wäre uns eine Ehre!

Der Tonträger „Unity“ schließt mit dem The Beatles-Medley „A Lullaby for Boris Brexit“, in welchem geschickt arrangierte Hits der „Fab 4“ musikalisch mit einem Augenzwinkern und gleichzeitig mit einem weinenden Auge als Schlaflied vereint werden. Dieses Medley erklingt in Anspielung auf Boris Johnson, welcher als Hardliner dem Brexit, dem Verlassen des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union zum 1. Februar 2020, eine tragende Rolle gespielt hat.

Interviews mit den Musikern über „Unity“

Jeroen Berwaerts

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Lasse Mauritzen

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Ian Bousfield

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Thomas Røisland

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Über Autor und Werk: Blechbläserquintett Nr. 3 in Des-Dur op. 7 von Viktor Ewald

Oft in die Amateurecke verbannt, sind die Kompositionen Ewalds (1860 – 1935) dennoch berührend und weit entfernt von Dilettantismus. Der Komponist der Spätromantik kam im November 1860 in St. Petersburg zur Welt. Sein Vater war ein künstlerisch talentierter Staatsrat und Realschuldirektor. Am erst wenige Jahre zuvor von Anton Rubinstein gegründeten St. Petersburger Konservatorium erhielt Viktor Ewald ab dem Alter von zwölf Jahren Musikunterricht und erlernte neben dem Cello-, Kornett-, Horn- und Klavierspiel auch die Grundlagen der Harmonielehre und Komposition.

Als studierter Bauingenieur lehrte er hauptberuflich am St. Petersburger Institut für Bauingenieure, dem Institut für Eisenbahningenieure sowie der Akademie der Künste, publizierte mehrere wissenschaftliche Lehrbücher und gab eine Architektur-Zeitschrift heraus. Diese wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichte es ihm, die Musik zu einem weiteren Eckpfeiler seines Lebens zu machen: Er sammelte russische Volkslieder, trat bei zahlreichen Konzerten meist als Cellist im Streichquartett auf und komponierte Quintette sowohl für Streicher als auch für Blechbläser. Ewald pflegte Kontakte zu weiteren musikalisch hochgebildeten Amateurmusikern, die eng mit den Komponisten des „Mächtigen Häuflein“ - Mily Balakirev, Alexander Borodin, Cesar Cui, Modest Mussorgsky und Nikolai Rimski-Korsakow - in Austausch standen und wöchentliche Soiréen gaben.

Zum 1912 bei der Edition Belaiew publizierten Quintett für Blechbläser op. 5 in b-Moll – oftmals als Blechbläser-Quintett Nr. 1 bezeichnet – fanden sich in den 1960er Jahren weitere Werke aus der Feder Viktor Ewalds in einem Nachlass. Neben diesen Quintetten existiert als Opus 2 eine Romanze für Violoncello und Klavier, Alexander Wierzbilowicz gewidmet, einem polnisch-stämmigen Cellisten, der bei Karl Davydov studierte, dem gleichen Lehrer, bei dem Viktor Ewald Unterricht erhalten hatte.

Viktor Ewald starb im Alter von 74 Jahren im April 1935. Seine Tochter Zinaida Viktorovna Ewald, im Jahr 1894 geboren, stieg in seine Fußstapfen und wurde Pianistin, Musikwissenschaftlerin russischer Folklore und promovierte in Kunstgeschichte. Sie starb während der Leningrader Blockade der Deutschen Wehrmacht im Winter 1941/42.

Das Blechbläser-Quintett Nr. 3 in Des-Dur op. 7 ist neben seiner spätromantischen musikalischen Schönheit ein spannendes Suchspiel, denn Viktor Ewald hat hier einige auch in Mitteleuropa bekannte Volkslieder zitiert und teils sehr geschickt versteckt. So erklingt gegen Ende des ersten Satzes sehr kurz, aber deutlich erkennbar, das musikalische Zitat aus dem Brahms’schen Wiegenlied, wo es im Original heißt „Schlafe selig und süß“. Im zweiten Satz kann man ebenfalls ein Schlaflied, nämlich „Bajuschki baju“, erkennen und auch im weiteren Verlauf lassen sich verschiedene musikalische Zitate entdecken, zum Beispiel aus dem Choral „Jesus, bleibet meine Freude“.

Kristin Thielemann |

Homepage:https://www.vollmotiviert.com/

Kristin Thielemann studierte Orchestermusik, Trompete und Musikpädagogik an der Musikhochschule Lübeck. Seit 2009 veröffentlicht sie für Schott Music zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften sowie eigene musikpädagogische Notenausgaben und Ratgeber. Sie hält Vorträge und ist gefragte Dozentin auf Fortbildungen für Hochschulen, Universitäten und Musikschulen und moderiert den Podcast „Voll motiviert“.

Ganze Bio

Kristin Thielemann studierte Orchestermusik, Trompete und Musikpädagogik an der Musikhochschule Lübeck und war Stipendiatin der Richard-Wagner-Stiftung und der Münchner Philharmoniker. Bereits während des Studiums stand sie als Trompeterin im Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Vertrag.

Seit 2009 ist sie für den Verlag Schott Music tätig, wo sie viele Beiträge in Fachzeitschriften wie „üben & musizieren“ verfasst, aber auch Notenausgaben für den musikpädagogischen Bereich veröffentlicht hat.

Ihr Ratgeber „Jedes Kind ist musikalisch“ (Schott Music 2016) wurde ins Chinesische übersetzt und Voll motiviert! Erfolgsrezepte für Ihren Unterricht (Schott Music 2019) ist eine der meistverkauften Veröffentlichungen der praktischen Musikpädagogik. Ihre neusten Publikationen heißen Ganz schön wild! Besondere Schüler entspannt unterrichten (Schott Music 2021) und Digital jetzt! Wie Sie Ihren Unterricht medial bereichern (Schott Music 2022).

Kristin Thielemann ist als Dozentin zu Gast an Hochschulen und Universitäten, hält Fortbildungen für Musikpädagogen und Eltern-Vorträge. Sie moderiert den Musikpädagogik-Podcast „Voll motiviert“.

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