Mit der neuen Urtext Primo-Reihe will die Wiener Urtext Edition die Lücke schließen, die sich nach dem Studium einer Klavierschule beim Übergang zu einem weiterführenden Unterricht ergibt. Ausgehend von einem Spielniveau, das mit Stücken wie Bachs Menuett in G (BWV Anh. 116), Mozarts Menuett in F (KV 5) oder Schumanns Wilder Reiter (op. 68/8) umrissen ist, werden für jedes Heft der Urtext Primo-Reihe Werke von drei verschiedenen Komponisten ausgewählt mit dem Ziel, Klavierschülern (oder auch erwachsenen Wiedereinsteigern) eine Bandbreite von Repertoirestücken anzubieten, anhand derer sie ihre technischen und musikalischen Fertigkeiten weiterentwickeln können.
Der Schwierigkeitsrahmen der Stücke ist relativ eng gefasst, um den Band über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren kontinuierlich verwenden zu können. Darin unterscheidet sich das Urtext Primo Konzept von nahezu allen üblichen Sammelalben.
Bei der Repertoireauswahl werden einerseits Stücke des klassichen Unterrichtskanons berücksichtigt, andererseits aber auch weniger bekannte Werke, deren Relevanz für den Klavierunterricht keineswegs geringer ist.
Die Urtext Primo-Bände erscheinen im international anerkannten Standard der Wiener Urtext-Ausgaben. Die jedem Heft beigefügten Erläuterungen sollen dazu beitragen, musikalisch-stilistische, musikgeschichtliche und klavierspezifische Kenntnisse zu vertiefen. Eine Repertoire Tabelle am Ende eines jeden Heftes gibt einen groben Schwierigkeitsüberblick über die zusammengestellten Stücke.
Dass große Virtuosen auch leicht spielbare Stücke schreiben konnten, zeigt Band 5 der Urtext Primo-Reihe. Er verbindet die beiden - vielleicht bekanntesten - Pianistenpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts: Frédéric Chopin und Franz Liszt. Die technischen Ansprüche der hier zusammengestellten Werke sind sehr moderat, ohne dabei stilistische Eigenheiten dieser beiden Komponisten wie Harmonik oder Klanggestaltung des Klaviersatzes zu verleugnen. Das Gefühl, bereits als Anfänger einen "echten Liszt" zu spielen, mag erheblich zur Motivation beitragen. Dritter Komponist in diesem Band ist Ferdinand Hiller, ebenfalls ein berühmter Virtuose des 19. Jahrhunderts, dem kein Geringerer als Robert Schumann sein Klavierkonzert gewidmet hat. Wie in manchen Werken von Liszt oder Chopin finden sich auch bei Hiller immer wieder volksmusikalische Anklänge. Stücke wie sein Irländisches Lied oder sein Fandango, die in die vorliegende Sammlung aufgenommen wurden, sind Kostproben einer "World Music" des 19. Jahrhunderts.