Boëly gilt als einer der bedeutendsten französischen Orgelkomponisten der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Der Organist von Saint-Germain l`Auxerrois war ein ausgezeichneter und feinfühliger
Musiker: seine Kompositionen zeichnen sich v. a. durch eine für die Zeit untypische, klassische Strenge
aus. Boëly kann als eine Art Gegenpol zu der populären Richtung um Lefébure-Wely betrachtet werden.
Dass er in seinen Werken bei aller Strenge und bei allem Bemühen um eine Wiederbelebung des
kontrapunktischen Stils nicht auf romantische Klanglichkeit verzichtete, zeigt u. a. die Tatsache, dass
Saint-Saëns sich sehr für Boëlys Werk einsetzte und 1902 eine umfangreiche Sammlung seiner
Kompositionen herausgab.
Der vierte Band der verdienstvollen Boëly-Gesamtausgabe enthält sämtliche Stücke Boëlys für
die „expressive“ Orgel bzw. das Harmonium. Fast durchweg manualiter zu spielen, zählen sie
zu den einfachsten Orgelwerken Boëlys. Die „Zwölf Stücke“ op. 14 („Douze Morceaux pour
l`orgue expressif“) können ihren Platz am ehesten im Gottesdienst (Vorspiele, meditative
Stücke) finden, während die anderen fünf („Drei Stücke“ op. 57 und zwei Einzelstücke) auch im
Konzert gut darstellbar sind.
Jeder Band verfügt über einen sehr ausführlichen Begleitapparat
(Werkeinführung, Zeitgenössische Registrierpraxis, Abhandlung „Boëly und die Orgel“, Faksimiles etc.).