St John Passion

MacMillans Johannes-Passion für Bariton Solo, kleinen Chor (= Erzähler), großen Chor und Orchester ist seine erste Passionsvertonung und wurde 2007 komponiert. Das über 80 Minuten dauernde Werk gliedert sich in zwei Teile mit insgesamt zehn Sätzen. Paul Spicer schreibt über das Stück: Die Originalität der St John Passion liegt in MacMillans Fähigkeit, Altes mit Neuem zu mischen – ganz so, wie es schon zu Bachs Zeiten üblich war und auch vom barocken Meister praktiziert wurde.

Es gibt Passagen mit opulenter Polyphonie und eine frischen Blick auf den Text, wenn Textteile in Latein mit Evangeliumstexten auf English durchmischt werden. Im siebten Satz ('Jesus and his Mother') lässt MacMillan nicht nur Teile des Stabat Mater erklingen sondern auch einen eigenen Text ('Lully, lulla, my dear darling').

Der Schlusssatz, der ausschließlich vom Orchester gespielt wird, ist eine Art Marsch auf der Via Dolorosa mit einem schottischen Klagegesang über leisen Akkorden in den Blechbläsern. Der Streichersatz an dieser Stelle ist mit seinen elegischen Linien in den Violoncelli ein tief empfundener Anklang an die English School des frühen 20. Jahrhunderts. Dieses Werk könnte das War Requiem des 21. Jahrhunderts werden.