von David Rauh (10.11.2021)
Voyage ist erschienen! ABBA taufen ihre neue Platte „Reise“. 40 Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung wirkt das neue Album mehr wie eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Der Nachfolger zum 1981er Visitors der schwedischen Gruppe könnte ebenfalls aus den frühen 80ern stammen… oder? Wir haben uns Kritiken verschiedener Zeitungen und Magazine angeschaut und einen Querschnitt der Meinungen zusammengetragen.
Der Grundtenor lautet: Das ist eine CD, wie man sie von ABBA erwartet, fast als wäre die schwedische Popgruppe nie weg gewesen. Jens Balzer von Zeit Online etwa urteilt, dass „die neun neuen Lieder weitgehend so klingen, als ob sie im Jahr 1978 komponiert und eingespielt wären; oder als ob es sich bei ihnen um Variationen älterer Abba-Songs handelt.“
Sebastian Berning von t-online meint dazu: „Voyage ist das Album, das die Fans lieber gehabt hätten als die 40-jährige Pause. Man hat nicht den Eindruck, die Reste der frühen 80er-Jahre zu hören.“
Auf Arne Willander vom Rolling Stone-Magazin wirken die Lieder „seltsam altertümlich [...], wie eingefroren im ABBA-Kosmos,[ ...] als wäre gerade ein Jahr seit dem letzten Album vergangen.“
Björn Springorum von der Stuttgarter Zeitung bringt dieses ABBA-Feeling auf den Punkt: „Es ist alles da: die Gesangsharmonien von Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad, die schwedisch-melancholischen Melodien, die perlenden, himmelwärts strebenden Refrains und diese schunkelige Rhythmusart, die viele Songs in Bierzeltgefilde rücken würde, wären sie nicht so oft in skandinavisch-wohliges Moll getunkt.“
Manche Rezensenten hören in der Musik doch ein kleines Update. Sebastian Berning hebt besonders den aktuellen Mix hervor: „Gleichzeitig klingt es nicht altbacken. Durch die schön druckvolle und klare Produktion ist das ein Sounderlebnis, das perfekt ins Jahr 2021 passt.“
Goetz Steeger (Im Gespräch mit Carsten Beyer von Deutschlandfunk Kultur findet die Stimmen der Sängerinnen „auf durchaus attraktive Weise reifer“. In manchen Texten liest er eine „neue ABBA-Note“ heraus, die die Reifungsprozesse der letzten 40 Jahre spürbar machen.
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YouTube-Inhalte anzeigenDie Mehrheit der Rezensenten findet allerdings nicht, dass ABBA auf Voyage ihre größten Stärken ausgespielt haben. Beispielsweise hätte Jan Wiele von der Frankfurter Allgemeine Zeitung, „sich in Erinnerung an Abbas druckvollen Disco-Sound der Siebziger doch noch etwas mehr Wumms gewünscht, auch eingängigere Refrains.“
Goetz Steeger vermisst in ABBAs popmusikalischer Kunstfertigkeit und Melodienreichtum „die Schmissigkeit, die man von früher her kennt.“
Für Arne Willander lappt „das Bittersüße ihrer Meisterwerke [...] nun etwas zu sehr ins Süßliche. Es ist eine sozusagen altersgemäße Platte: Das Können ist gekonnt, aber neue Tricks haben die Zauberer nicht im Repertoire.“
Sven Kabelitz von laut.de findet Voyage „ganz kuschelig, aber bereits nach zehn Minuten weiß man wieder, warum man damals ausgezogen ist. Hier bleibt alles an seinem Ort, wird nichts verrückt. Es bleibt kein Platz für Actionheld*innen oder unerwartete Wendungen. So liefern sich ABBA nun das Ende ihrer Legende, das sie nicht verdient hatten.“
Stephan Rehm Rozanes von musikexpress.de kann Kabelitz’ Fazit nicht bestätigen, ganz im Gegenteil findet er: „Doch der Verdienst des Multimedia-Projekts ‚Voyage‘ ist es, dieser Geschichte statt des stillen Fade-outs der Band 1982 nun ein würdevolles Schlusskapitel verfasst zu haben. Kein Appendix, keine B-Seite, kein Bonusmaterial, keine Anthologie.“
Auch Jan Feddersen von der taz äußert sich ganz begeistert: „Voyage, aus dem Moment heraus geurteilt: das Ding des Jahres, ist modeunabhängig, generationsübergreifend abbaesk und furchtbar ergreifend. Alle Lieder no and zero Zeitgeistquatsch, sie erörtern vielmehr die Wunden und Narben aus der Vergangenheit – und finden so etwas wie Frieden.“
Auch wenn die professionellen Kritiker sich uneins sind über die Beurteilung der neuen ABBA-Platte: Die Fans, so lassen sich die Meinungen auf Verkaufsplattformen im Internet und in den sozialen Netzwerken herauslesen, scheinen im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Comeback zu sein. Ganz ungeachtet davon steht eines ganz sicher fest: ABBA sind auch heute noch topaktuell! Laut des britischen Magazins Musicweek hat die Band allein über das erste Verkaufswochenende rund 118.000 Einheiten verkauft (100.814 CDs und Schallplatten, 14.834 Downloads und 2.326 durch Streaming) und sie könnte für die gesamte Startwoche die Verkaufszahlen des aktuellen Ed Sheeran-Albums übertreffen. 2022 werden ABBA neue Maßstäbe setzen, wenn sie als Hologramme ihrer jüngeren Selbst auf der Bühne stehen. Wer weiß, wohin die „Reise“ noch geht? Wir bleiben gespannt...
Das offizielle Songbook zum neunten Studioalbum Voyage: Jeder Song ist für Klavier, Gesang und Gitarre arrangiert, komplett mit Akkordsymbolen, -diagrammen und vollständigen Texten.
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