Wie es Dir gelingt, Deine Übeziele zu erreichen

von Aloisia Dauer (17.01.2023)

Mit dem Jahreswechsel verspüren wir oft den Wunsch, etwas verändern zu wollen, Ziele zu setzen und neue Gewohnheiten in den Alltag einzubringen. Doch gute Vorsätze allein bringen noch nicht so viel, denn ein Ziel braucht konkrete Schritte zur Umsetzung. Ansonsten verlaufen sich unsere Wünsche fürs neue Jahr schnell im Sand und bereits Ende Januar haben wir aufgegeben. In diesem Beitrag möchte ich aus meiner Erfahrung und Expertise teilen, wie wir sinnvolle musikalische Ziele setzen und diese erreichen können.

Wie setzt man Ziele?

Lange war ich davon überzeugt, dass bereits das mündliche Formulieren von Zielen die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, diese zu erreichen. Diese Vorgehensweise habe ich auch für private und andere berufliche Ziele genutzt, bis ich eine interessante Studie der Psychologin Dr. Gail Matthews fand: The Impact of Commitment, Accountability, and Written Goals on Goal Achievement. Sie fand heraus, welchen positiven Einfluss es hat, wenn Ziele systematisch aufgeschrieben und reflektiert werden.

Für die Studie wählte Dr. Matthews 267 Teilnehmer im Alter von 23 bis 72 Jahren mit unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen aus. 149 Teilnehmer schlossen die Studie ab. Die Testpersonen verfolgten die unterschiedlichsten beruflichen und privaten Ziele: Einkommen steigern, eine neue Fähigkeit erlernen, ein Haus verkaufen und vieles mehr.

Die Teilnehmer sollten angeben, was sie in vier Wochen erreichen wollen, und diese Ziele nach Schwierigkeit und Wichtigkeit sowie die eigenen Voraussetzungen und ihre Motivation bewerten. Dazu wurden sie in fünf Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 sollte ihre Ziele nur mündlich formulieren: Aus dieser Gruppe erreichten 43 % der Teilnehmer ihr Ziel. Die Gruppen 2 bis 4 wurden aufgefordert, die Ziele sowie zum Teil konkrete Maßnahmen aufzuschreiben. Aus diesen Gruppen erreichten bereits mehr als die Hälfte, 60 %, ihre Ziele. Gruppe 5 wurde aufgefordert, ihre Ziele schriftlich zu notieren, konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung aufzuschreiben und zusätzlich einen wöchentlichen Fortschrittsbericht an eine bekannte Person zu schicken. Aus dieser Gruppe erreichten unglaubliche 76 % der Teilnehmer ihr Ziel.

Diese Studie legt nahe, dass das Aufschreiben von Zielen ihre Erreichbarkeit enorm erhöht. Der Erfolg wird zusätzlich gesteigert, wenn die Fortschritte regelmäßig an eine andere Person gemeldet werden. Das genaue Formulieren und Aufschreiben der Ziele hilft dem Kopf zu verstehen, was erreicht werden soll.

Diese Strategie hat nicht nur mein Üben verbessert, sondern auch bei meinen Schülerinnen und Schülern deutlich sicht- und hörbare Erfolge erzielt, sei es in der Vorbereitung für ein Konzert oder einen Wettbewerb oder im allgemeinen Lernfortschritt.

Zur Autorin |

Homepage: https://aloisiadauer.de/


Aloisia Dauer ist Violinistin, Pädagogin und Fachberaterin Violine für die Bayerischen Sing- und Musikschulen in Bayern. Im Internet betreibt sie eine eigene Lernplattform: Your Music Mind (Instagram: your.music.mind). ...

Wie können Ziele formuliert werden?

Lernziele sind sehr individuell und können selbstständig oder mit einer Lehrkraft zusammen formuliert werden. Lernziele sollten…

  • eine klare Motivation haben.
  • eindeutig definiert werden.
  • realistisch erreichbar sein.
  • in einem Zeitplan, einschließlich Start- und Zieldatum, festgelegt werden.
  • in ihrem Fortschritt messbar sein.

Bei großen musikalischen Zielen ist es ratsam, diese in kleinere Lernschritte zu teilen und zu planen. So werden aus komplexen Zielen ganz schnell übersichtliche und gut erreichbare Etappenziele. Zudem erhalten wir beim Üben motivierende Lernerfolge bereits nach kurzen Phasen.

Es kann schnell passieren, dass wir beim Üben den Fokus immer auf die gleichen Dinge richten und wichtige musikalische Bausteine unbeachtet bleiben. Konkrete Übeziele bringen Abwechslung in die Übewoche, machen Fortschritte sichtbar und helfen, die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Elemente zu lenken. Mögliche kleine Ziele für ein neues Musikstück können sein:

  • Musikstück anhören.
  • Töne, Notentext, Intonation lernen.
  • Rhythmus und Tempo festigen.
  • Klang, Haltung optimieren.
  • Dynamik, Artikulation herausheben.
  • Atmung, Gestaltung, Phrasierung überlegen.
  • Musikalischen Charakter verstehen.

Musikalische Vorsätze einhalten

Was motiviert uns zum Lernen?

Wie schaffen wir es nun, diese Lernziele und Vorsätze einzuhalten? Motivation kommt vor allem von innen und beginnt im Kopf. Sie wird entzündet durch einen Wunsch und einem Verlangen nach etwas. Innere Motivation ist vorhanden, wenn eine Sache aus reiner Freude gemacht wird, wenn sie befriedigt und guttut. Damit das gelingt, brauchen wir realistische musikalische Ziele, die wir in absehbarer Zeit mit dem Instrument erreichen können. Außerdem hilft es uns, wenn wir wissen, wofür wir üben, z. B. bei schwierigen Technikübungen.

Frustration setzt dann ein, wenn wir das Gefühl haben, dass wir unser Ziel nicht erreichen: „Kann ich das?“„Was kann ich schon?“. Selbstanalyse (z. B. sich selbst aufnehmen oder zu einem Metronom spielen) kann helfen, dass Herausforderungen mit dem Instrument klar werden, um konkret zu erarbeiten, wie diese Schwierigkeiten zu überwinden sind.

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Wie Üben zur Gewohnheit wird

Keine Motivation zum Üben? Das kommt auch bei Profimusikern vor. Manchmal müssen wir dann aufstehen und einfach starten. Fang an zu üben, auch nur für fünf oder zehn Minuten. Nimm Dir eine so kurze Übezeit vor, dass Du sie sicher schaffst. Oft passiert es, dass wir doch länger spielen, weil wir dann Freude daran empfinden.

Wie können wir nun Gewohnheiten aufbauen, die uns helfen, unsere Ziele zu erreichen? Überleg Dir nicht, ob Du übst, sondern wann. So kannst Du Dich selbst gut austricksen. Der erste Schritt ist also festzulegen:

Ich werde [ERHALTEN] um [UHRZEIT] in [ORT] tun.

Weitere Schritte:

  1. Ablenkungen unsichtbar machen! Es ist einfacher, Versuchungen zu vermeiden, als sich dagegen zu wehren.
  2. Je attraktiver eine Tätigkeit, desto leichter wird sie zur Gewohnheit. Starte oder beende die Übezeit zum Beispiel mit Deinem Lieblingsstück.
  3. Motivationsritual: Mach etwas, das Dir Spaß macht, kurz vor einer schwierigen Tätigkeit.
  4. Gedankenkontrolle: Statt „Ich muss“ denke: „Ich darf“.
  5. Der Schlüssel ist die Regelmäßigkeit, nicht die Perfektion.
  6. Am Anfang braucht man einen Grund, um dranzubleiben. Gründe können sein: in einem Orchester oder einer Band mitzuspielen, ein berühmtes Stück zu lernen, oder ein Überraschungskonzert für eine wichtige Person vorzubereiten.
  7. Gewohnheiten nachverfolgen: Ein Übetagebuch, in dem Du aufschreibst, wann und was Du geübt hast, kann Dir helfen, dass Du nicht den Überblick verlierst.
  8. Ähnlich kannst Du auch einem Partner Deine Fortschritte regelmäßig mitteilen.
  9. Mach Dir außerdem bewusst: Besser weniger tun als erhofft, als gar nichts zu tun.

Wenn wir ein Signal erhalten, dass wir uns vorwärts bewegen, werden wir motivierter, diesen Weg fortzusetzen. Es fühlt sich gut an, zu sehen, wie Ergebnisse wachsen. Wir behalten die Motivation, wenn die musikalischen Schwierigkeiten überschaubar bleiben. Wir lieben zwar Herausforderungen, aber nur in einer optimalen Schwierigkeitszone. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns musikalisch realistische Ziele setzen, die wir erreichen können.

Was ist noch wichtig fürs Üben?

  1. Der geeignete Übeort: Hier fühlen wir uns wohl und sind ungestört.
  2. Eine wiederkehrende Übezeit: Nicht warten, bis sich ein freies Zeitfenster ergibt, sondern passend zum Alltag die Übezeit als festen Termin einplanen. Sonst kommt immer etwas anderes dazwischen!
  3. Musizierendes Umfeld: Gemeinsam Musizieren bringt die größte Freude und Motivation.
  4. Gute Übehygiene: Das eigene Üben reflektieren und ggf. anpassen.
  5. Konzentration, innere Einstellung
  6. Vertrauen in sich selbst!

Tipps für die Übezeit

  1. Überlege Dir, an welchen Elementen gearbeitet werden muss und welche die wichtigsten in dieser Woche sind.
  2. Eine kurze Audio- oder Videoaufnahme von einer Übestelle machen, anhören und beurteilen, ob die Idee im Kopf schon in echt hörbar ist.
  3. Mit Varianten üben: Kreativität zahlt sich aus!
  4. Mit einer Stoppuhr für einige Minuten konzentriert nur an einer Stelle, Bewegung, etc. arbeiten.
  5. Notenblatt sauber halten und Fingersätze, Atemzeichen, Bogenstriche so reinschreiben, dass sie auf einen Blick erkennbar sind.
  6. Technisch anspruchsvolle Passagen vereinfachen beim Üben: z. B. ohne Rhythmus nur auf Töne achten, eine Rhythmusfigur nur auf einem Ton spielen, etc.
  7. Wenn es Dir schwerfällt, Dich in ein neues Stück hinzudenken: Hör Dir das Musikstück in unterschiedlichen Interpretationen an und lerne auch andere Werke des Komponisten kennen. Sobald Du das Stück gut kennst, kannst Du zu Hause mit einem Playalong dazu spielen.

Ich wünsche Dir, dass Du die Zeit mit Deinem Instrument oder beim Singen genießt. Es ist ein Geschenk, Musik zu erleben, zu spüren, gemeinsam zu musizieren und immer Neues zu entdecken. Hab Freude am Ausprobieren und bleib dran! Auch wenn Du aus dem Überhythmus herausfällst, musst Du nicht bis zum nächsten Neujahrstag warten, sondern Du kannst sofort wieder starten, um Deine musikalischen Vorsätze zu erreichen. Solange Du Freude hast, auch wenn es manchmal ein bisschen Überwindung braucht, lohnt es sich, weiterzumachen.

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